RW11, Theater in der Stadt statt am Campus
Zwischennutzung bringt studentisches Leben in die Innenstadt
Durch die geographische Lage der Campusuniversität sind die Studierenden in der Bayreuther Innenstadt wenig präsent. Mit Aktionen wie der kurzen, wiederkehrenden Nutzung einer größeren leerstehenden Ladenfläche in der Richard-Wagner-Straße konnte durch Studierende der Theaterwissenschaften ein ungewöhnlicher Berührungspunkt zwischen Stadt und Universität geschaffen werden. Mit Theater, Performance und Ausstellungen zog durch die Theaterbühne „RW11“ studentisches Leben und urbanes Flair in der Einkaufsstraße ein.
Vom Theaterwochenende zum zeitweiligen Veranstaltungsort
- Für ihr Abschlussprojekt in der Theaterwissenschaft suchte eine Gruppe Studierender nach einem „ungewöhnlichen“ Spielort. Nachdem an einem verkaufsoffenen Sonntag 2019 das Schaufenster des ehemaligen Discounters genutzt wurde, ergab sich mit Hilfe der Leerstandsinitiative der Wirtschaftsförderung die erste Nutzung des gesamten Leerstands im Frühjahr 2020.
- Ein Theaterstück mit Zuschauern in einem Leerstand stellte eine größere Herausforderung dar: Die Immobilienverwaltung der Richard-Wagner-Straße 11 konnte für drei Aufführungsabende (Video) des Theaterstückes „Jammern ist en Vouge“ (Programmheft) gewonnen werden. Die Räume wurden günstig mit einer Nutzungsvereinbarung zur Verfügung gestellt und die nötigen bau- und ordnungsrechtlichen Formalitäten wurden gemeinsam von den Studierenden, dem Regionalmanagement und dem Vermieter angegangen.
- Aus dem Einzelprojekt hat sich über „Theater am Campus“ und die Professur der Theaterwissenschaft im ersten Coronasommer 2020 eine länger Nutzung der Ladenfläche ergeben. Als Teil der Veranstaltungen unter dem Motto „Bayreuth Summertime“ wurden im August 2020 an 14 Tagen die Räume für Theater, Performance und Ausstellungen geöffnet und mit Audiowalks die gesamte Innenstadt einbezogen. Die Veranstaltungen fanden beim Publikum und der Presse viel Anklang (Pressespiegel).
- Im Sommer 2021 gab es eine Neuauflage der Kooperation zwischen den Studierenden und dem Vermieter. Unter dem Namen „RW11 – Stadt.Theater.Bayreuth“ wurde der Leerstand wieder an 3 Wochenenden mit studentischem Theater, Ausstellungen und Inszenierungen zum Leben erweckt. Mit der Performance „DAZWISCHEN“ setzten sich die Studierenden mit dem Thema Zwischennutzung auseinander.
- Die temporären Nutzungen des Leerstandes sollten verstetigt werden, da der Immobilienverwalter die Kultur- und Kreativwirtschaft gerne unterstützte. Eine Ausweitung des Engagements universitärer Aktivitäten über die Theaterwissenschaften hinaus war angedacht. Mietkonditionen und ähnliches wurden im Herbst 2021 bereits eingehend diskutiert.
- Die Fläche wurde, das war so vereinbart, weiterhin auch für eine klassische Einzelhandelsnutzung auf Immobilienportalen angeboten. So ergab sich zum Jahreswechsel 2021/22 eine Neuvermietung der Fläche an einen Lebensmitteleinzelhandel.
- Die Studierenden der Theaterwissenschaften haben sich mit dem Jean-Paul-Art-Space in der Friedrichstraße für 2022 aber bereits einen neuen Leerstand als Spielstätte erschlossen und im Januar auch schon mit dem Theaterstück „Kaufrausch“ bespielt. Die Zwischennutzung der Friedrichstraße 5 ist ein Modellprojekt im Rahmen des Sonderfonds „Innenstädte beleben“.